Bedeutung für die deutsche Polarforschung

So wie Puzzleteile ineinander greifen und erst die richtige Positionen jedes einzelnen Puzzleteils ein vollständiges Ganzes ergibt, so symbolisiert das Logo, wie links abgebildet, mit seiner Puzzlestruktur in Form des antarktischen Kontinents und den angrenzenden Meeresgebieten den multidisziplinären Ansatz des DFG-Schwerpunktprogramms 1158. Ist die Antarktis, auch dank des deutschen Beitrages in der Polarforschung, längst kein "terra incognita" mehr, so symbolisiert die weiße Farbe doch den Wunsch, dass die Antarktis eine ausschließlich friedlichen Nutzung, vornehmlich im Sinne der Wissenschaft, erfährt. Die koordinierte Förderung der deutschen Polarforschung im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms 1158 hat in den vergangenen drei Jahrzehnten sichergestellt, dass eine große Zahl universitärer und außeruniversitärer deutscher Wissenschaftler aus allen naturwissenschaftlichen Teildisziplinen bedeutende Beiträge zu den drängenden wissenschaftlichen Fragen in den Polargebieten leisten konnten.


Über das Schwerpunktprogramm 1158 der Deutschen Forschungsgemeinschaft werden sowohl die für die Forschung benötigten Finanzmittel zur Verfügung gestellt, als auch der Rahmen für eine koordinierte interdisziplinäre Forschung und deren internationale Einbindung bereitet. Dieses ist mit dem DFG-Förderinstrument des "Normalverfahrens" nicht in gleicher Weise zu leisten.

Die Förderung von Wissenschaftlern an Universitäten hat dazu geführt, dass die spezifischen Themen in den Polarregionen heute in vielen Studiengängen einen festen Bestandteil der Lehrveranstaltungen darstellen. Dies hat auch dazu geführt, dass eine hinreichend große Zahl an exzellent ausgebildeten und motivierten Nachwuchswissenschaftlern für die wachsenden Aufgaben in der Polarforschung zur Verfügung steht.

Als Förderinstrument der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat das Schwerpunktprogramm "Antarktisforschung" maßgeblich dazu beigetragen, dass die deutsche Wissenschaft, trotz des relativ späten Wiedereinstiegs in die Polarforschung nach dem 2. Weltkrieg, im internationalen Vergleich rasch einen Platz in der Spitzengruppe erreichen konnte und bis heute hält.

 

Die Rolle der Polargebiete im System Erde

Die Antarktis spielt eine besondere Rolle im Klima- und erweiterten Erdsystem, da sie durch ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften, z.B. durch die starke Reflektion solarer Strahlung an Eis- und Schneeflächen, den Temperaturkontrast zu den Tropen - und damit die globale atmosphärische und die ozeanische Zirkulation - beeinflussen. Beispiele sind die Bildung von Kaltluftmassen über den weißen, stark reflektierenden Schnee- und Eisflächen, die spezifischen chemischen Änderungen in der Stratosphäre im Winter, und die Bildung von ozeanischem Tiefen- und Bodenwasser. Ebenso hat die Änderungen der Meereisausdehung und -dicke Einfluss auf die Wechselwirkung von Ozean und Atmosphäre.

Aufgrund der besonderen physikalischen und chemischen Eigenschaften zeichnen sich die Polargebiete auch durch eine spezielle Flora und Fauna aus, die an diese Umweltbedingungen hervorragend angepasst ist. Sie reagiert sehr empfindlich auf Klimaänderungen und stellt daher einen effektiven Klimaindikator dar.

Neben ihrer Bedeutung im Klimasystem enthalten die polaren Eisschilde - insbesondere das antarktische - ein einzigartiges Klimaarchiv. Seine Besonderheit liegt darin, dass nur aus diesem Archiv Informationen über die Zusammensetzung der Paläo-Atmosphäre abgeleitet werden können, die bis zu 800.000 Jahre zurückreichen.

Darüber hinaus reichende Informationen zur Dynamik der Eisschilde sind allein in geologischen Archiven enthalten. Zu diesen zählen die Sedimentabfolgen mariner Becken, nah zum Eisrand gelegene flache Schelfgebiete und periglaziale Seen und Küstengewässer in eisfreien Gebieten.  Die archivierten biologischen und geologischen Informationen in den marinen Tiefseesedimenten ermöglichen zudem die Rekonstruktion der Paläogeographie von Sedimentbecken und liefern somit auch Erkenntnisse zum Zeitpunkt der Öffnung von zirkumpolaren Tiefenwasserpassagen, die entscheidend für die globalen Massen- und Energietransporte sind.

Die Bedeutung der Polargebiete im Erdsystem spiegelte sich auch im dritten Internationalen Polarjahr (IPY) wider, das für den Zeitraum von März 2007 bis März 2009 vom International Council for Science und der World Meteorological Organization ausgerufen worden war. Das Internationale Polarjahr 2007/2008 hat zu einer deutlich verstärkten Wahrnehmung der polaren Themen in der Öffentlichkeit geführt. Es hat darüber hinaus auch zu einer Intensivierung der internationalen Polarforschung und einer besseren Koordination der Forschungsarbeiten, beispielsweise mit der erstmaligen Erhebung synoptischer, bipolarer Datensätze und Beobachtungen durch Bündelung der internationalen Ressourcen geführt. Die deutschen Polarjahraktivitäten fußen dabei maßgeblich auf den Ergebnissen des DFG-Schwerpunktprogramms 1158.